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Wie ich zum Pandemie-Leugner wurde

Es ist eine überwältigende Situation. Menschen müssen zu Hause bleiben. Ein Virus breitet sich sehr schnell aus. Vor allem in Italien und Spanien spielen sich Tragödien ab. Die Weltwirtschaft geht in die Knie. Die Aktienkurse fallen ins Bodenlose. Da kann man schon mal nervös werden.

Aber warum ist es nicht möglich, sich sachlich mit Argumenten auseinanderzusetzen, die eine Sprache sprechen als die vorherrschende Lesart in Sachen Corona-Virus?

Der Lage nicht angemessen

Da wagt sich ein Wissenschaftler ins Radio und formuliert seine These. Seine Kernaussage: Die Maßnahmen, die wir gerade erleben, sind der Lage nicht angemessen. Diese These stützt er mit einer Reihe von Argumenten. Immerhin sind uns allen viele Freiheiten genommen worden.

Das Radio-Interview habe ich auf Facebook gepostet. Mit dem Gedanken, dass sich eine Debatte entwickelt, ob die politische und gesellschaftliche Reaktion auf die Bedrohung angemessen ist, ob diese These richtig ist. Ich habe da nämlich einige Zweifel – und bin damit übrigens nicht alleine. Vielleicht überzeugt mich jemand, dass ich falsch liege. Und der Wissenschaftler auch.

Unter dem Posting entwickelte sich schnell eine eifrige Diskussion. Leider wurde nicht ein einziges Mal kommentiert, was von der Kernthese des Wissenschaftlers zu halten sei. Stattdessen entlud sich die Wut über Prof. Dr. Stefan Hockertz.

Von gedanklicher Eigenleistung keine Spur

Da wurde mit härtesten Bandagen gearbeitet. Seine Qualifikation wurde ihm abgesprochen. Er wurde als Verschwörungstheoretiker hingestellt, das Umfeld der Veröffentlichung des Interviews als AfD-nah bezeichnet. Und nicht nur der Wissenschaftler wurde beschimpft – auch ich als derjenige, der das Interview verlinkt hatte, bekam die geballte Ladung ab.

Ich sei zu dumm, um zu kapieren, was für einen Unsinn der Mann erzählen würde, zu faul um die Wahrheit zu recherchieren, naiv, so einen Quatsch zu verbreiten. Höhepunkt der Diskussionskultur und argumentative Höchstleistung bestand in der Verlinkungen von endlosen Expertenpapieren oder Videoaufzeichnungen von Pressekonferenzen des Robert-Koch-Institutes. Von gedanklicher Eigenleistung wenig Spuren.

Eigentlich funktioniert ein zivilisierter Diskurs anders. Es wird eine These aufgestellt. Sie wird mit Argumenten gestützt und mit Gegenargumenten angegriffen. Am Ende kann sich jeder Beteiligte sein Urteil bilden.

Wer widerspricht, wird ausgeschlossen

In Sachen Klima und jetzt auch Corona funktioniert das offenbar anders: Das Urteil steht fest, bevor die These überhaupt formuliert wird. Argumente werden nicht mehr ausgetauscht. Der Fomulierer und Verbreiter der These werden herabgewürdigt. Am Ende wird jeder, der dem herrschenden Idiom widerspricht, aus dem Diskurs ausgeschlossen.

Ich bin jetzt auch ein Pandämie-Leugner! Nur weil ich es gewagt habe, einen Mann zu Wort kommen zu lassen, der einige meiner Zweifel ausspricht. Ich folge Hockertz längst nicht allen Argumenten. Im Gegenteil! Aber das wollte niemand mehr wissen. Viel wichtiger war es offenbar, die diskursiven Frontverläufe zu begradigen und jeden Zweifel über Bord zu werfen.

 

 

Zu meinem Post auf Facebook – hier entlang:

Ein Kommentar

  1. Wie weit ist Deutschland eigentlich von der Überlastung der Kapazitäten und einer Krise entfernt?
    – Täglich hat D zwischen 3.000 bis 4.000 Neuinfekte (It Works! Dank an alle #stayathome!)
    – Bei 5% klinischem Behandlungsbedarf (was zu hoch erscheint) wären das täglich 150-200 Fälle, die leider ins Krankenhaus kommen (aber das ist weniger als 0,1 Patient pro Klinik pro Tag!)
    – 33.000 Corona Fälle insgesamt in D: bei 5% klinischen Fällen und 7 Tagen Intensiv-Behandlung (beide Zahlen erscheinen dabei zu hoch) sind das über die 3 Wochen im Durchschnitt 550 Corona-belegte Intensivbetten von 28.000 Intensivbetten (dazu kommen über 10.000 Beatmungsgeräten aus OPs und in Bereitschaft). Dabei sind hohe Anteile dieser Fälle durch Vorerkrankungen ohnehin bereits Krankenhaus- oder sogar Intensiv-Fälle und erhöhen den Bedarf nicht.
    – Seit Anfang leider in D 159 Todesfälle (bei 2.500 Sterberate jeden Monat und 200-300 Grippetoten pro Saison in D aber eine relativ geringe Zahl). Dabei ist wichtig zu wissen: diese Fälle haben eine Virus Indikation, nicht aber zwingend eine Todesursache Corona. Dh viele Fälle wären ohnehin an anderen Erkrankungen gestorben.
    – Auch in D gilt: die Todesfälle sind im Durchschnitt deutlich über 80 Jahre alt und haben in der Regel den Virus mit 2-3 Erkrankungen kombiniert als Indikation: dh die ein grosser Teil dieser Todesfälle wäre leider sonst auch verstorben

    Wir müssen nun genau hinschauen und planen für den Tag danach: es darf keine zweite Welle geben. Aber es muss schnell wieder nach vorn gehen!

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