Das ist das Ende. Das Ende des „Haben wir schon immer so gemacht“-Deutschlands. Jetzt muss neu gemacht werden. Denn auf die alte Tour geht es nicht mehr. Vor allem Kommunikation muss neu gemacht und gedacht werden. Endlich! Auch wenn der Anlass kein schöner ist.
Ja, wir erleben gerade eine Kommunikations- und Arbeitstags-Revolution. Unsere geliebten und gewohnten Abläufe werden auf den Kopf gestellt. Wer gießt eigentlich die Topfblumen? Alles ist anders. Ohne Konferenzen, ohne persönlichen Kontakt in der Büro-Küche, ohne Chefbüro, Vorzimmer und Großraum-Scharmützel. Und viele arbeitenden Menschen stellen plötzlich fest, dass es funktioniert. Vielleicht sogar besser funktioniert als zuvor.
Vor dem Hintergrund dieser Krise sind Menschen plötzlich bereit, über das Netz ihrer Arbeit nachzugehen. Künstler verbreiten ihre Musik oder Perfomances über das Internet. Schüler lernen online. Mit digitalen Hilfsmitteln werden Konzerne gesteuert, Medien gestaltet, Kommunikation zwischen Arbeitskollegen aufrecht erhalten, Eltern betreut. Kleinkinder lernen das Alphabet und die Zahlen auf dem iPad.
Plötzlich werden ganz normale Leute, die sich sonst nicht für die digitale Welt interessieren zu Virtuosen. Sie werden kreativ und lassen sich auf Software ein, die sie zu normalen Zeiten niemals angefasst hätten. Um ihre Arbeit zu machen. Um ihre Probleme zu lösen. Weil es anders nicht geht. Und weil es sogar Spaß macht. Und mehr Zeit für die anderen Dinge des Lebens bleibt.
Wir lernen gerade, dass eine Menge Tätigkeiten des normalen beruflichen Alltags überflüssig sind. Slack, Teams oder Skype sparen Zeit. Und Nerven. Es lässt sich eine Menge per Email oder WhatsApp erledigen. Die versprochenen flachen Hierarchien sind auf einen Schlag Realität. Es wird plötzlich zugehört, mitgedacht, mitgemacht. Die Grenzen zwischen Job und Privatleben verschwimmen. Und es tut gar nicht weh. Im Gegenteil.
Das sind Erfahrungen, die auch nach Beendigung der Krise Auswirkungen haben werden. Will noch jemand zurück in die Morgenkonferenz, in der es vor allem darum geht, Machtgefüge zu verstetigen?
Oder kehren wir in ein paar Wochen an unsere Schreibtische zurück, als ob wir diese Erfahrungen nicht gemacht hätten. Hoffentlich nicht!
Foto: Susanne Jutzeler, suju-foto auf Pixabay