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Die gefährliche Technologiefeindlichkeit der Deutschen

Zwei Schlüsseltechnologien für eine bessere Zukunft haben in Deutschland einen schweren Stand. Atomkraft und Digitalisierung. Statt auf Wissenschaft wird in unserem Land zu oft auf Ideologie und Bauchgefühl gesetzt.

Atomkraft? Hochrisikotechnologie, gefährlich, wohin mit dem Müll? Auf diesem Niveau bewegt sich die Diskussion rund um Atomkraft in Deutschland. Ähnlich läuft es bei Daten. Gläserner Mensch, schöne neue Welt, Totalüberwachung. Wir sollten viel mehr auf die Wissenschaft hören, wird in Leitartikeln und Sonntagsreden gerne verlangt. Leider ist das Gegenteil der Fall: In Deutschland regieren Ideologie und Bauchgefühl.

Vielleicht kommt Atomkraft zu spät, sie ist wahrscheinlich zu teuer und eine Sackgasse. Kann sein. Vielleicht können neue Erfindungen in diesem Bereich unsere Energiewirtschaft intelligenter machen. Wir Deutschen werden nie erfahren, was in Zukunft möglich ist. Weil wir uns im Gegensatz zur restlichen Welt von dieser Technologie verabschiedet haben.

Das ist gefährlich für unser Land. Wir leben von unserem Erfindungsgeist. Es war mal die große Stärke der Deutschen, neue Technologien zu entwickeln und zu verfeinern. Das machen jetzt andere.

Für den Schritt in eine klügere Zukunft braucht es Mut. Risiken müssen eingegangen werden. Nach der Erfindung der Eisenbahn wurde behauptet, dass der Mensch für diese Geschwindigkeiten nicht geschaffen sei. Es hieß, die Rauchwolken der Lokomotiven würden hindurchfliegende Vögel töten, Kühe in der Nähe der Bahnhöfe würden keine Milch mehr geben.

Auch heute wird in Deutschland gezagt und gezaudert. Die Angst vor Risiken überwältigt die Neugierde und die Lust auf mögliche Chancen. Staunend schauen wir immer noch auf die digitale WIrtschaft, die vor 20 Jahren vor allem in den USA und in China entstanden ist und alle anderen Wirtschaftsbereiche überflügelt hat. Wir sind immerhin führend im Datenschutz.

Atomkraft wird als „Hochrisikotechnologie“ abqualifiziert. Fukushima wird immer wieder als „Atomkatastrophe“ bezeichnet, obwohl es eine Tsunami-Katastrophe war. Die gerne bemühte „mächtige Atomlobby“ in unserem Land scheint gar nicht so mächtig zu sein. Sonst würde wir die Kraftwerke nicht abschalten und die komplette Technologie verbieten. Übrigens sind weltweit mehr Menschen an verschluckten Knochen gestorben als an havarierten Atomkraftwerken.

Aber was sind schon Fakten, wenn Politiker wie Ralf Stegner und viele andere seiner Generation mit dem Kampf gegen Atomkraft politisch groß geworden sind. Die Technologiefeindlichkeit steckt vielen Deutschen in den Knochen. Stegner schreibt auf Twitter von einer „gefährlichen Dinosauriertechnologie“ und nennt die Entscheidung der EU ein „absurdes Einknicken gegenüber mächtiger Atomlobby“. Der Original-Sound der 80er-Jahre.

„Gefährlich?“ Das geben die Daten nicht her. Siehe verschluckte Knochen. „Dinosauriertechnologie?“ Nur wenn man die Entwicklung und Forschung einstellt. Wie bei uns in Deutschland. „Einknicken“ vor der mächtigen Lobby? Nun, Frankreich und viele andere EU-Länder haben sich entschieden, diese Technologie weiter zu nutzen, zu entwickeln und zu forschen. Sie setzen auf Zukunft. Deutschland bleibt in vielen Bereichen lieber freiwillig in der Vergangenheit stecken.

Foto: Fukushima Day (c) GLOBAL 2000/Alexander W. Jandl

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