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Alle Menschen sind gleich? Das ist vorbei!

Wir Boomer sind in den 70er Jahren groß geworden. Damals hat man gerne behauptet, dass alle Menschen gleich seien. Sie sollten deshalb auch gleich behandelt werden. Ich habe schon damals nicht geglaubt, dass das funktioniert. Aber diese Einstellung war in jenen Zeiten ein wichtiger Bestandteil der herrschenden Hippiekultur.

Das hat sich dramatisch geändert. Alle sind anders, heißt es heute. Jeder Mensch wird in eine Schublade gesteckt. Das Argument dafür geht ungefähr so: Es sei etwas ganz anderes, wenn ich als weißer Boomer etwas sage oder eine junge Frau, die in Afrika aufgewachsen ist.

Ich bin nach heutiger Lesart ein heterosexueller Cis-Mann, Angehöriger der Babyboomer-Generation und Flexitarier. Ein Boomer, wie er im Buche steht. Die Schublade der Cis-Männer ist sehr geräumig. Fast alle weißen Boomer-Männer passen dort rein. Ob sie wollen oder nicht.

Ein Freund von mir ist queerer Cis-Mann. Er ist homosexuell. Aber auch Cis-Mann. Das bedeutet, wir beide identifizieren uns “mit dem uns von außen zugeschrieben Geschlecht”. Wir werden als Männer gesehen und empfinden uns auch als Männer. Da kann man leider nichts machen.

Daneben gibt es heute unzählige andere Schubladen der sexuellen Identitäten, Hautfarben, Herkünfte, Glaubensrichtungen, Ernährungsvorlieben oder politischen Einstellungen. Jeder bekommt gnadenlos sein Etikett. Seltsam: Denn auf der anderen Seite sollte man besser nicht fragen, wo jemand herkommt. Rassismus-Verdacht!

Wer die heutigen Regeln der Identitäten nicht versteht, kann sehr schnell Probleme bekommen. Als weißer Mann stünden meine Äußerungen zum Thema Rassismus unter besonderer Beobachtung. Wenn ich darüber etwas sagen würde. Fragen nach sexueller Orientierung verbieten sich. Obwohl die Themen Diversität und gendergerechte Sprache so populär geworden sind.

Die Hippies von damals wären heute jedenfalls auf verlorenem Posten. Alle Menschen gleich? Zu einfach. Vorbei. Aber aufpassen musste man auch in den 70ern. Ein falsches Wort – und du warst raus aus der kuscheligen Hippiehölle, in der angeblich alles gesagt und gedacht werden durfte. Gottseidank kam dann der Punk.

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