Vor allem ein Versprechen hat Donald Trump zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika gemacht: Ich bringe euch die gute, alte, übersichtliche Zeit zurück!
- Die Zeit, in der die Fabriken in den USA noch nicht vor sich hin rosteten, weil die Arbeit in Asien erledigt wird.
- Die Zeit, in der die USA sich als die ewige Weltmacht empfanden.
- Die Zeit, in der Kriege gewonnen wurden.
Damals gab es noch kein China, keinen Irak, Iran, Syrien, IS, Kurden, Schiiten und Sunniten. Oder man hat das ganze Durcheinander einfach nicht bemerkt.
So ähnlich funktioniert es auch bei Friedrich Merz (CDU).
Merz stammt aus einer Zeit, in der es keine Flüchtlinge gab, keine Elektroautos, keine Digitalisierung, kein Huawei, kein iPhone. Deutschland war satter, selbstzufriedener. Wer sich Merz zurück in die erste politische Reihe wünscht, der wünscht sich auch ein bisschen diese zufriedene Übersichtlichkeit zurück.
Dabei wird gerne ausgeblendet, dass Merz oft wie ein aus der Zeit gefallenes Relikt klingt. Seine Bemühungen per Twitter, YouTube oder Facebook, einen Hauch von Modernität auszustrahlen, wirken hölzern. Aber ähnlich wie bei Trump, wird bei Merz vor allem wirtschaftliche Kompetenz vermutet. Zeitgeistige Höhenflüge verlangt niemand von ihm.
Auf der Hand liegen bis jetzt vor allem die strategischen Qualitäten von Friedrich Merz.
Sein Angriff auf die Kanzlerin („Untätigkeit und die mangelnde Führung“) und die große Koalition ist perfekt getimt. Nach der verheerenden Thüringen-Wahl und vor dem entscheidenden CDU-Parteitag Ende November. Merz holt sich dabei Roland Koch als Kampfgefährten an seine Seite. Einen weiteren CDU-Konservativen aus den guten, alten Zeiten.
Bis Ende November wollen Merz, Koch und ihre Unterstützer in der CDU die Merkel-Burg inklusive CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer sturmreif schießen. Und dann selber das Ruder übernehmen.
Sogar der Chor der Medien lobt Merz. Seine Kernaussage, dass es so mit der großen Koalition nicht weiterginge, sei richtig, heißt es sogar in der Frankfurter Rundschau. Auch seine Kritik an der scheinbar bewegungslosen Angela Merkel wird von den meisten Beobachtern geteilt.
Die Stimmung gegen die große Koalition zahlt spätestens ab jetzt auf den Erfolg von Friedrich Merz ein.
Was aber bis jetzt noch gar nicht vorgekommen ist, ist das Programm von Merz. Seine Zukunftsvision. Was will er eigentlich? Was sind seine Pläne für unser Land?
Merz ist ein kluger Mann. Er wird den Ball sehr flach halten, wenn es um konkrete Vorhaben geht. Denn sein Erfolg beruht auf einem Gefühl.
Dem Gefühl der Geborgenheit.
Ach, waren das schöne Zeiten, als es noch autoritäre Chefs im altmodisch geschnittenen Maßanzug gab, die mit strenger Hand für Erfolg und Sicherheit sorgten. Und für Ruhe auf den billigen Plätzen. Die Sehnsucht nach den alten Zeiten hat auch Trump aus dem Nichts in die erste Reihe der Weltpolitik katapultiert.
Merz’ Sound auf Twitter. Eher altbacken:
Ich freue mich schon sehr darauf, beim #Deutschlandtag der @Junge_Union ein Grußwort zu halten. Vielen Dank für die Einladung, lieber @TKuban96! (FM) #DLT pic.twitter.com/WO1IKtTvOn
— Friedrich Merz (@_FriedrichMerz) October 7, 2019
Genießen Sie den Sommer… Friedrich Merz auf seinem eigenen YouTube-Kanal:
Ins Schwarze treffende Porträt der Trump-Merz-Parallelität. Vom Blick zurück mangels vorwärtsgewandter Visionsfindung. Danke!